Die Konstruktion des Tourismus im alpinen Raum. Architekturen, Landschaften und Praktiken in Transformation / La costruzione del turismo alpino. Architetture, paesaggi e pratiche in trasformazione

Sommersemester, April — Juni 2024
Semestre estivo
, aprile — giugno 2024
Verantwortliche / Responsabili: Gerhard Glüher, 
Waltraud Kofler Engl, Gaia Piccarolo, Simone Westermann

Mit freundlicher Unterstützung der Architekturstiftung Südtirol
Con il gentile sostegno della Fondazione Architettura Alto Adige

Von seiner Entstehung im 18. Jahrhundert bis heute hat der Alpentourismus wesentlich zur großflächigen Wandlung der alpinen Landschaft in ein technologisiertes und infrastrukturell breit erschlossenes Gebiet beigetragen, das die Assoziation zu einer urbanisierten Landschaft weckt. Ziel dieser Vortragsreihe ist es, die Entwicklung einiger Prozesse dieser ‘Touristisierung’ der Alpen nachzuzeichnen und zu umschreiben, auf welche Weise diese die Alpenlandschaften geprägt haben und weiterhin prägen. Aufgezeigt werden unter anderem die Beziehungen und Überschneidungen zwischen kulturellen Praktiken und materiellem Erbe, zwischen realen Veränderungen und symbolischen Darstellungen im Zusammenhang mit der touristischen Aneignung des Alpenraums. Nicht zuletzt fokussieren die Vorträge die historischen Prozesse und zeitgenössischen Herausforderungen zwischen dem massiv zunehmenden Alpentourismus und ökologischen sowie umweltpolitischen Gesichtspunkten, die das Bestreben nach einer nachhaltigeren Zukunft des Tourismus unumgänglich machen.

Dalla sua comparsa nel XVIII secolo a oggi, il turismo di alta quota ha contribuito significativamente alla trasformazione su larga scala del paesaggio alpino in un luogo tecnologizzato e densamente infrastrutturato, per certi versi assimilabile al paesaggio urbanizzato. Il presente ciclo di conferenze si prefigge di tracciare lo sviluppo di alcuni dei processi di "turisticizzazione” delle Alpi, indagando le modalità attraverso le quali essi hanno dato e continuano a dare forma ai paesaggi alpini ed evidenziando relazioni e sovrapposizioni fra pratiche culturali e patrimonio materiale, trasformazioni reali e rappresentazioni simboliche legate all’appropriazione turistica del territorio alpino, processi storici e sfide contemporanee, fra una dimensione sempre più massificata del fenomeno turistico e le considerazioni ecologiche e ambientali che impongono la ricerca di un’orizzonte più sostenibile.

Akkreditierte Veranstaltungen der Kammer der Architekten. RLD: 2 BFC für Architekten
Eventi accreditati dall’Ordine Architetti PPC Bolzano: 2 CFP per architetti

In order to receive CREDIT POINTS for this lecture series, registration is mandatory with the following LINK

Program

03.04.2024 18.00—20.00,  DE UNIBZ, F0.01, 2 BFC

Vom Elite- zum Massentourismus in Südtirol

Paul Rösch

CV

Geboren 1954 in Meran. Nach dem Studium der Volkskunde und Geschichte an der Universität Innsbruck war er Geschäftsführer des Tiroler Landesinstituts in Bozen mit der Aufgabe der Organisation von grenzüberschreitenden Kulturprojekten. 21 Jahre lang führte er als ehrenamtlicher Präsident die Volkshochschule Urania in Meran. Federführend war er an der Konzeption und dem Aufbau des Landesmuseums für Tourismus (Touriseum) in Meran tätig, stand dem Museum als Direktor vor und hat eine Reihe von Publikationen zur Volkskunde und Tourismusgeschichte verfasst. Von 2015 bis 2020 war er Bürgermeister der Stadt Meran.

https://www.paulroesch.it/

Abstract

Tourismus ist ein höchstsensibles Thema, das ein enormes Potential hat, Menschen und Landschaften in allen möglichen Facetten zu beeinflussen und zu verändern. Weit weg, nur ein rein wirtschaftliches Phänomen zu sein, mischt Tourismus in den unterschiedlichsten Bereichen des menschlichen Lebens mit, ist Teil der globalen Entwicklungen und beeinflusst u.a. auch das politische Geschehen. Südtirol hat im Besonderen in den 1960 und 1970er eine überaus rasante Entwicklung erlebt. All die für Südtirol so wegweisenden Phänomenen wird nachgespürt, um Gegenwärtiges besser analysieren zu können.

Lenhart, Grandhotel "Emma", Südtiroler Landesmuseum für Tourismus
Lenhart, Grandhotel "Emma", Südtiroler Landesmuseum für Tourismus

11.04.2024 18.00—20.00, DE, UNIBZ, F0.01, 2 BFC

Berghotels 1890–1930. Das baukulturelle Erbe des Südtiroler Tourismus aus historisch-/architekturhistorischer Perspektive

Bettina Schlorhaufer

CV

Bettina Schlorhaufer, Kunsthistorikerin, Architekturhistorikerin und Kuratorin. Studium der Kunstgeschichte und Geschichte an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck (LFU), 1988 Doktorat mit Auszeichnung. 1989/1990 PostDoc-Studium am Institut Supérieur de Management Culturel ISMC (Paris), Diplom 1990 mit einem Konzept für ein Musée Nina Ricci Nina-Ricci-Parfumfabrik in Ury/Fontainebleau. Tätigkeit als Wissenschaftlerin, im Bereich Kunst- und Kulturmanagement und als Kuratorin. Parallel dazu „Ausflüge“ in den Bereich zeitgenössischer Musik (u.a. Idee und Projektleitung: Philip Glass „Tirol Concerto for Piano and Orchestra“ und Erkki-Sven Tüür’s „Oxymoron/Music for Tirol“, beide Stücke uraufgeführt beim Klangspuren-Festival). 2005 bis 2007 Kuratorin der Galerie im Museum Rabalderhaus, Schwaz/Tirol.

Seit 2009 Assistentin am Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte, Arbeitsbereich Architekturtheorie der LFU. 2011 Habilitation. 2018 bis 2023 Lehraufträge an der Fachhochschule Kärnten. Aktuell leitet sie das Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte der LFU.

Aktuelles Forschungsprojekt: The Architectural Office of the Ludwig Brothers (Munich-Bolzano-Vienna). Buildings and Projects between Wagner-School, Eclecticism and Early Modernism (gefördert von Research Südtirol 2022, in Zusammenarbeit mit dem Touriseum – Südtiroler Landesmuseum für Tourismus/Betrieb Südtiroler Landesmuseen).

CV Universität Innsbruck Link

Abstract

Um 1900 wurde das Hotel als „eine Synthese von Klinik, Wagon-lits und Maschine“ bezeichnet – ein Leitmotiv, das sich durch die Untersuchungen von Bettina Schlorhaufer über den Hotelbau in den Berggebieten Südtirols, Nordtirols und des Trentinos zieht.

Im Kern befasste sich die Architekturhistorikerin mit Projekten, die zwischen 1890 und 1930 entstanden. Ihre Analysen führten sie aber auch zurück in die lange Geschichte des Hotelbaus, wo sie entlang der Entwicklung des Tourismus als Massenphänomen ab ca. 1800 die Herkunft des Bautyps Hotel aus frühen Formen der systematischen Beherbergung wie dem Hospital und dem Kurhaus nachzeichnete. Zu ihren Forschungsergebnisses gehört der Nachweis, dass selbst in Südtirol die frühe Architekturproduktion von Hotels auf der Basis innovativer Entwurfsmethoden in Serie bzw. anhand von Modulprogrammen erfolgte – ein methodischer Ansatz, der für den Hotelbau in den Bergregionen mit einem gestalterischen Ziel verbunden wurde. Dieser zeugt von der kulturellen Situation in Südtirol weit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wo mit der Realisierung von Berghotels u.a. auch dem politischen Motiv der Raumbeanspruchung Rechnung getragen wurde. Die „Alpenhäuser“ sollten zugleich regional und wie Bollwerke des Deutschtums in den Gebirgen wirken. Vor den Bergkulissen Südtirols platziert, vermittelten sie sich als politische Embleme und in bereits bestehende lokale Sehgewohnheiten integriert.

Das Forschungsprojekt wurde mit Mitteln des Touriseums – Südtiroler Landesmuseum für Tourismus/Betrieb Südtiroler Landesmuseen finanziert.

Hotel Karersee. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Hotel Karersee. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

16.04.2024 18.00—20.00, IT ONLINE, 2 CFU

LINK ZOOM

Il processo di costruzione delle Alpi e le differenti fasi del turismo

Antonio De Rossi

CV

Antonio De Rossi, architetto e PhD, è professore ordinario di Progettazione architettonica e direttore della rivista internazionale «ArchAlp» presso il Politecnico di Torino. Tra il 2005 e il 2014 è stato vicedirettore dell’Urban Center Metropolitano di Torino. Ha al proprio attivo diverse realizzazioni architettoniche e progetti di rigenerazione in territorio alpino, con cui ha ottenuto premi e riconoscimenti. E' curatore del libro collettivo Riabitare l'Italia (Donzelli 2018), e con i due volumi La costruzione delle Alpi (Donzelli, 2014 e 2016) ha vinto i premi Mario Rigoni Stern e Acqui Storia.

Abstract

L'intervento mette in parallelo le vicende della progressiva conoscenza, conquista e domesticazione del territorio alpino e i processi di valorizzazione turistica della montagna, indagandone fasi, periodizzazioni, immaginari, concettualizzazioni. Una storia che prende inizio alla fine del XVIII secolo per spingersi fino alla contemporaneità.

 

F. Lenhart, Sestriere. Ebbrezza della velocità, manifesto, 1936. In Torino e lo sport. Storie, luoghi, immagini, Archivio storico della città di Torino, Torino 2005.
F. Lenhart, Sestriere. Ebbrezza della velocità, manifesto, 1936. In Torino e lo sport. Storie, luoghi, immagini, Archivio storico della città di Torino, Torino 2005.

09.05.2024 18:00—20:00, IT, UNIBZ, F0.01, 2 CFU

I paesaggi del turismo. Una ricognizione di architettura nel contesto alpino (da Carlo Mollino a Gio Ponti)

Luciano Bolzoni

CV

Architetto, scrittore e curatore d’arte, appassionato di musica rock, di montagna, di architettura e di aeroporti che sono il mondo dove può fondere il proprio mestiere di architetto-organizzatore con la sua vocazione di organizzatore di eventi culturali. Cofondatore e direttore delle officine culturali milanesi Alpes e Articon. Ha pubblicato molti libri e articoli, da ricordare gli ultimi editati in tema di architettura e infrastrutture: Destinazione Paradiso. Lo Sporthotel della Val Martello di Gio Ponti (2015), Carlo Mollino Architetto (2019), La vita degli aeroporti (2024). Ha insegnato all’Istituto Europeo di Design e al Politecnico di Milano.

Abstract

Il geo-poeta Davide Sapienza ci dice che “lassù tutto è evidente” indicandoci quanto l’architettura sia un fattore più che evidente nel paesaggio alpino. Il racconto e la storia dell’architettura italiana sono ricchi di testimonianze dell’eredità lasciata dal “secolo breve”, un periodo temporale utile per misurare i tanti approcci che disegnarono i paesaggi montani. Per il movimento moderno, il contesto alpino si è prefigurato come un laboratorio di esperienza, un vero e proprio resoconto che sintetizza il percorso compiuto dall’industria idroelettrica prima e dall’imprenditoria turistica poi nell’affrontare i vari temi progettuali. La richiesta di ricettività scaturita dalla nuova villeggiatura fece nascere e poi sviluppare ambiti architettonici del tutto inediti nelle aree montane: ville padronali, alberghi, rifugi, condomini ma anche aree attrezzate per le automobili e infine infrastrutture sciistiche, tutte realtà che fondarono piccole località, oggi diventate le città dello sci: Cervinia, Cortina d’Ampezzo, Bormio, Madesimo, Courmayeur e altre ancora.

Tante le tendenze e le esperienze in tema di architettura e di urbanistica che possono essere discussi come esempi dei limiti e delle capacità progettuali del tempo: il Piano Regolatore per Ivrea e la Valle d’Aosta, il progetto dello Sporthotel della Val Martello di Gio Ponti, le città degli sciatori di Carlo Mollino, le centrali idroelettriche, ogni progetto e ogni progettista hanno inciso indelebilmente sul contesto alpino aggiungendo al contesto un nuovo strato modellato sulle esigenze della villeggiatura e del turismo.

La tradizione costruttiva locale diventò il fulcro sul quale posare le suddette tendenze atte a inventare la nuova residenza turistica dei centri montani; le tante testimonianze identitarie dei vari luoghi e il senso dell’antico costruito si miscelarono con le capacità e le visioni urbane chiamate a dare un volto al paesaggio del turismo.

 

16.05.2024 17.00—19.00, IT, UNIBZ F0.01, 2 CFU

Val d'Hérens (CH) 1900-2000. Una storia di progetti turistici mancati

Caterina Franco

CV

Caterina Franco, architetto. Ha conseguito nel 2019 un dottorato di ricerca con una tesi dal titolo Dans le lieu et dans le temps. Pour une histoire environnementale des infrastructures touristiques des Alpes franco-italiennes (1945-1975), presso il laboratorio Métiers de l'Histoire de l'Architecture, de l’Ecole Nationale Supérieure d’Architecture de Grenoble (ENSAG - Université Grenoble Alpes), in cotutela con il dipartimento Architecture Built environment and Construction (ABC) del Politecnico di Milano. Svolge attualmente una ricerca post-dottorale presso l’Institut de Geographie et Durabilité (IGD) e presso il Centre Interdisciplinaire de Recherche sur la Montagne (CIRM) dell’Université de Lausanne, dove continua gli studi sulla storia delle trasformazioni dei territori alpini indotte dal turismo (2021-2024).

Abstract

La Val d’Hérens, che si innesta nella Valle del Rodano in prossimità della capitale del Canton Vallese, Sion, è terreno di ricerca di un progetto interdsiciplinare e partecipato condotto dal Centre Interdisciplinaire de Recherche sur la Montagne (CIRM) de l’Université de Lausanne. L’intervento racconterà gli esiti di alcune analisi svolte assieme a Anouk Bonnemains (geografa, Université de Lausanne) e Marjolaine Gros-Balthazar (geografa, Université Grenoble-Alpes) per ricostruire la traiettoria dello sviluppo turistico della valle, nel corso dell’ultimo secolo. Una serie di progetti incompiuti o mai realizzati, nell’ordine: una ferrovia turistica di montagna (1908-1918), alcuni impianti sciistici (1975-1985), un Parco Naturale Regionale (1990-2010) raccontano l’esistenza di una serie di transizioni “mancate” e permettono di far luce, con approccio diacronico, su alcuni degli aspetti problematici relativi allo sviluppo turistico dei territori di montagna come sulla loro evoluzione: le relazioni tra attori locali ed esterni, le risorse coinvolte e la loro provenienza, le tensioni tra pianificazione e protezione del paesaggio.

Val d'Hèrens (CH)
Val d'Hèrens (CH)

23.05.2024 18.00-20.00,  DE, UNIBZ, F0.01, 2 CFU

Von der Landschaft zur Destination. Formen touristischen Impacts des Tourismus in Südtirol 1990–2023.

Hans Heiss

CV

geb. 1952 in Brixen, Studium der Geschichte / Germanistik in Innsbruck, Promotion 1986, Habilitation in Neuerer Geschichte und Zeitgeschichte 2001. Aufbau und Leitung des Stadtarchivs Brixen 1982-1993, Mitarbeiter am Südtiroler Landesarchiv 1994-2003, 2003-2018 Landtagsabgeordneter für die Grünen/Verdi/Verc. Arbeitsfelder: Geschichte von Stadt und Bürgertum, Tourismus- und Regionale Zeitgeschichte. Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck.

Abstract

Südtirols Landschaft besticht durch Vielfalt und Formenreichtum. Ihre geologischen Grundlagen, die unterschiedlichen Gelände- und Anstiegsstufen, von der Talsohle über Terrassen und Moränenhügel, ansteigend über Mittelgebirge hin zu alpinen Räumen und Hochlagen, wecken bis heute Faszination. Ihre oft filigrane Prägung und Differenzierung von Siedlungs- und Gebirgsräumen macht einen besonderen Reiz aus, der die Region auch dank der Vegetation von anderen unterscheidet. Tourismus hat die Landschaftsqualitäten Südtirols in Vergangenheit oft vorteilhaft akzentuiert, durch sensible Platzierung und Bauformen, die sich in Hotel- und Villenbauten oder Infrastrukturen äußern, aber auch in der Gestaltung von Ortsbildern und Quartieren. Die touristische Entwicklung der jüngsten Jahrzehnte nutzt zwar weiterhin die Landschaftsvoraussetzungen, hat aber das Gespür für ihr räumliches Flair, das Ambiente und die Ensemble-Anordnung zunehmend eingebüßt. Die Zunahme touristischer Bauten, von Hotels, Nebengebäuden und Infrastrukturen, zudem beschleunigte Investitionsrhythmen haben Landschaft überformt, funktionalisiert und ihr eine Sekundärrolle zugewiesen. Die Aufmerksamkeit für diese Entwicklung ist zwar öffentlich spürbar; sie wird von Verbänden und Einzelpersonen beobachtet und kritisiert, sie ist aber kaum Gegenstand politischer Bewertung und zielgerichteten Verwaltungshandelns.  Die nüchterne Bewertung dieser Entwicklung im alpinen Kontext ist Gegenstand des Vortrags.

 

"Feuerstein" in Pflersch im Bau um 2018. Foto Hans Heiss
"Feuerstein" in Pflersch im Bau um 2018. Foto Hans Heiss

30.05.2024 18.00-20.00,  DE, UNIBZ, F0.01, 2 BFC

Digitale Beute - oder wie die Fotolocation die Landschaft verändert

Gerhard Glüher

 CV

Abstract

Nicht erst seit der Verbreitung der Fotografie gibt es das Phänomen, dass Plätze und Orte gesucht werden, die besonders einmalige, schöne, malerische und erhabene Blicke auf Landschaften und Szenen ermöglichen. Diese Aussichtspunkte sind die Garanten für Bilder, welche als attraktiv bewertet werden und somit hohe und lange Aufmerksamkeit an sich und gleichzeitig an den Urheber der Bilder bindet. Waren es früher Graphikmappen, Diaabende und Ausstellungen, so sind heute die "likes" der digitalen Netze die Vehikel, welche die soziale Stellung innerhalb der Community steuern. Daher gilt die Sammelwut der attraktiven "locations" als probates Mittel, um ins Bespräch zu kommen, Anerkennung und Neid zu befeuern, also eine hohe Stellung zu erzielen. Die besonderen Ort mussten vor dem Massentourismus und der massenhaften Fotografie oft mühsam erreicht werden, doch heute sind diese Orte durch Infrastrukturen von Jedermann einfach zu erreichen oder es werden solche eigens gebaut und somit die Landschaft erheblich geschädigt oder zerstört. Sie werden für den Moment des Fotos geschaffen, nicht mehr für den Genuss der Natur. Soll man verbieten, dass die Natur zur Kulisse wird? Warum ist es überhaupt notwendig, dort zu sein, um das Foto zu machen, was ist der Wert der digitalen fotografischen Beute? Die ursprüngliche Lamdschaft ist schon verschwunden, das digitale Foto bleibt ein paar Wochen, was kommt nach der Fotografie?

Karersee aus zweiter Hand
Karersee aus zweiter Hand

08.06.2024, DE, 9:00-13:00, 0 BFC 

Geführte Exkursion 4 Stunden / Escursione guidata 4 ore. Anmeldung erforderlich / Iscrizione obbligatoria: [email protected]

Ritten. Eine Sommerfrisch-Landschaft seit dem 16. Jahrhunderte

Waltraud Kofler Engl

Die von Waltraud Kofler Engl geführte Exkursion beginnt an der Bergstation der Rittner Seilbahn und führt über Oberbozen nach Maria Himmelfahrt. Touristische Infrastrukturen, Sommerfrischhäuser, das gesellige Leben der Bozner „Sommerfrischler“ und gestaltete Landschaften werden diskutiert, sowie unter der Führung von Ulrich Graf Toggenburg der Schießstand besichtigt.

Abstract

Die Sommerfrische am Ritten gilt als eine der acht Bozner Glückseligkeiten und hat ihre Ursprünge im 16. Jahrhundert; für Klobenstein sind im Umfeld der Deutschordenskommende sog. „Frischehäuser“ belegt, in die der Bozner Adel und das Bürgertum der sommerlichen Hitze entfliehen konnte. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelte sich das heutige Maria Himmelfahrt in Oberbozen aufgrund der aussichtsreichen landschaftlichen Lage, dem Bau von Sommerfrischhäusern, eines Schießstandes und der Kirche zur Maria Himmelfahrt zur „ersten Tourismuslandschaft“ in der Gegend von Bozen. Später kamen eine Kegelbahn , der heutige Schießstand in Form eines oktogonalen Pavillons (1777), ein Aussichtspavillion, (Menz´sche Gloriette 1801), das „Monumentl“ und eine Allee dazu.

Die Häuser der Bozner Handelsfamilien und Adeligen folgten zwar der Typologie des gemauerten Bauernhauses mit Walmdach, sind jedoch mit Elementen der adeligen Wohnkultur des Barock und des Klassizismus ausgestattet.

Die Errichtung der Zahnradbahn vom Bozner Waltherplatz nach Maria Himmelfahrt und weiter bis nach Oberbozen, Lichtenstern und Klobenstein im Jahre 1907, gefolgt von einer Seilschwebebahn und der heutigen Umlaufbahn erschloss den Ritten für einen weitaus intensiveren Tourismus.

CV

Waltraud Kofler Engl studierte an den Universitäten Innsbruck und Florenz Kunstgeschichte und Geschichte und promovierte 1985/86. Von 1986 bis 2018 am Landesdenkmalamt der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol, seit 1995 als Leiterin des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler und bis 2007 als stellvertretende Landeskonservatorin tätig. In der Zeit beschäftigte sie sich nicht nur intensiv mit Themen der Restaurierung, Konservierung und der Umnutzung von Bau- und Kunstdenkmälern, sondern ebenso mit Fragen der Kulturerbe-Bildung und Vermittlung in Form von Tagungen, Vorträgen, Führungen, Radiosendungen und Publikationen. Seit 2018 leitet sie die neu gegründete Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion an der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen. Vortrags,- Forschungs- und Publikationstätigkeit zur Geschichte, Rezeption und Restaurierung von Bau- und Kunstwerken Südtirols, zu historischen Gärten, der Architektur und Kunst der Zwischenkriegszeit in Bozen, Zeugnissen des Ersten Weltkriegs und der Militarisierung der Landschaft (Ortler- und Dolomitenfront, Bunker, Vallo Alpino) sowie zum unbequemen und dissonanten Kulturerbe. Mitglied des Arbeitskreises für Theorie und Lehre der Denkmalpflege Deutschland und von ICOMOS Deutschland. 1922 Gastprofessorin am Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege der Fakultät für Architektur der Universität Innsbruck.

Ritten. Foto Waltraud Kofler Engl
Ritten. Foto Waltraud Kofler Engl